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Psychologie der Pandemien

von Manfred Schmitz-Berg | 17. Februar 2021

„Während der nächsten Pandemie werden viele Menschen Ängste entwickeln – einige davon auf besonders starke Art und Weise.“

 

Als ob er es geahnt hätte: Im Frühjahr 2018 begann der kanadische Psychologe Steven Taylor seine Arbeit an „The Psychology of Pandemics“. Die englische Originalfassung erschien im Oktober 2019, wenige Wochen vor dem Corona-Ausbruch in Wuhan. Seit Mitte 2020 gibt es das Buch in deutscher Sprache: „Die Pandemie als psychologische Herausforderung“. Und da wir alle mehr oder weniger heftig tagtäglich auch psychologisch vom Covid-19-Geschehen betroffen sind, können wir nun unsere eigenen persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen mit den wissenschaftlich-theoretischen Erkenntnissen Taylors abgleichen – und sie häufig bestätigt finden.

„Menschen sind in ihrer Einschätzung von Bedrohungen oft kurzsichtig; sie konzentrieren sich auf ihre unmittelbaren Belange, vergessen schnell die Lehren der Vergangenheit und vernachlässigen Prognosen zu langfristigen potentiellen Gefahren.“

Dieser Kurzsichtigkeit zu begegnen, ist das Hauptanliegen des Buches. Es beschränkt sich dabei nicht auf wohlmeinende Appelle, sondern setzt sich vor dem Hintergrund historisch fundierter Erfahrungen mit der Wirkung der Pandemie als solcher und mit den Auswirkungen der pandemiebedingten Folgen und Maßnahmen auf jeden von uns auseinander. Was etwa machen Kontaktbeschränkungen („Social Distancing“),  Hygienepraktiken, Krankheitsangst oder Impfdruck mit uns, wie entstehen und wirken Verschwörungstheorien? Welche Hilfsangebote sind aus psychologischer Sicht geboten, und wie geht es nach dem Auslaufen der Pandemie weiter?

„Psychologische Faktoren spielen eine wichtige Rolle für die Art und Weise, wie Menschen mit der Bedrohung einer pandemischen Infektion und ihren Folgeerscheinungen … zurechtkommen.“

Die breite Aufmerksamkeit, die das Buch auch im deutschen Sprachraum nicht allein beim „Fachpublikum“ schon gefunden hat, und die zahlreichen positiven Rezensionen hindern uns nicht, es auch aktuell nachhaltig zu empfehlen, denn der bisherige Verlauf der Pandemie und die nach wie vor trotz Impfbeginn bestehende Unsicherheit der künftigen Entwicklung belegen eindrucksvoll, dass uns die „psychologische Herausforderung“ noch lange Zeit erhalten bleiben wird und wir uns – ob wir wollen oder nicht – damit auseinanderzusetzen haben. Das Buch kann sicher dabei helfen, über den eigenen Tellerrand zu blicken und das eigene Verhalten in sinnhafter Weise zu reflektieren.